Die gewaltsame Teilung Jugoslawiens:
Welche Rolle haben andere Staaten dabei gespielt?
Die Folgen der gewaltsamen Teilung Jugoslawiens im Verlauf der 90er-Jahre sind längst aus den Schlagzeilen verschwunden. Immer wieder aber gibt es Meldungen, die zeigen, dass viele der grundlegenden Konflikte immer noch nicht gelöst und viele grundlegende Fragen nur scheinbar beantwortet sind. Seit 17 Jahren überwacht ein Hoher Repräsentant der UNO die Politik in Bosnien und Herzegowina und greift zuweilen massiv in sie ein. Die Mehrheit der Bevölkerung scheint sich mit diesem Staat nicht zu identifizieren. Das Kosovo ist zwar unabhängig geworden, aber der Konflikt zwischen albanischen und serbischen Bewohnern nicht überwunden. Noch immer sind KFOR-Soldaten im Land stationiert, um erneute blutige Zusammenstöße zu verhindern. Die Prozesse wegen Kriegsverbrechen in Den Haag haben wenig zu einer Aufarbeitung in den jugoslawischen Nachfolgestaaten beigetragen.
Carl Polónyi wird in seinem Vortrag folgenden Fragen nachgehen: Welche Rolle haben bei der Eskalation der Gewalt zwischen den jugoslawischen Nationalitäten/Nationen andere Staaten, vor allem die NATO und besonders Deutschland gespielt? Wie ist es zu dieser Rolle gekommen und wie hat sie sich ausgewirkt? Welche Alternativen hat es gegeben? Dabei stehen das Vorgehen und die Versäumnisse in Jugoslawien durchaus in vielerlei Hinsicht exemplarisch für die neue Rolle der NATO als selbst ernannte Weltpolizistin bei schweren Verletzungen von Menschenrechten.
Der Vortrag wird keine fertigen Antworten vermitteln, sondern eher Mosaiksteine zusammentragen. Im Anschluss wird Raum für ein Gespräch unter allen Anwesenden sein.
Dienstag, 22. Januar 2013, 20 Uhr, Schlatterhaus
Schlatterhaus, kleiner Saal, Österbergstr. 2, Tübingen
Flugblatt: Themenabend_22.01.2013