Attac Tübingen lädt ein zum Themenabend Januar

Allendes Enkel

Ein Dokumentarfilm von Felix Schwarz

mit Felipe Andres, Camila Fernanda Sanhueza Uribe, Saray Galdamez Muñoz

Dienstag, 27. Januar 2015, 20 Uhr

Schlatterhaus, Österbergstr. 2, Tübingen, kleiner Saal

AllendesEnkel_SchoolEntrance

Seit Jahren protestieren Schüler- und Studenten gegen die Privatisierung des chilenischen Bildungssystems. Zig Tausende gehen für das Recht auf kostenlose Bildung auf die Strasse. Universitäten und Schulen wurden Monate lang besetzt. Schüler traten in den Hungerstreik, 2012 hat der Protest nachgelassen. Nur noch eine Schule in Santiago wird besetzt. Jederzeit droht die gewaltsame Räumung durch die Polizei. Wer sind diese Schüler und was fordern sie?

Der Film dauert 43 Minuten, der Eintritt ist frei, danach besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit dem Tübinger Filmemacher Felix Schwarz.

Flugblatt: flugi film allendes enkel

Seit Jahren demonstrieren tausende Schüler und Studenten auf den Strassen Chiles für die Abschaffung eines Bildungssystems, das ausgrenzt und nur auf Gewinnerwirtschaftung ausgerichtet ist. Sie fordern den Aufbau eines Modells, das die Menschenwürde respektiert, und das kostenfreie und qualitativ hochwertige Bildung ermöglicht. Warum?

Unter der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1989) wurden sogenannte neoliberale Reformen eingeführt, die staatlichen Schulen den Kommunen überlassen. Gleichzeitig wurden die Bildungsausgaben drastisch gekürzt und der Markt für Hunderte von Privatunis geöffnet – oft ohne akademisches Niveau. Das veränderte das Gesicht der chilenischen Gesellschaft mehr als alle anderen Zäsuren, die die Militärs dem Land aufzwangen. Bis heute wird die Privatisierung des Bildungswesens weiter vorangetrieben.

In Chile bezahlen Eltern aberwitzige Summen, um ihren Kindern vom Kindergartenalter eine angeblich privilegierte Bildung zu ermöglichen. Private Sekundarschulen verlangen umgerechnet 750 Euro Schulgeld pro Monat oder mehr – dreimal soviel wie der gesetzliche Mindestlohn. Nach dem Abitur pauken jährlich zehntausende Schüler in teuren, privaten Akademien, um sich für die Hochschulzulassungs-Prüfung PSU trimmen zu lassen. Wer danach studieren möchte und nicht aus einer wirklich wohlhabenden Familie stammt, kann das nur mit Hilfe von Krediten bewerkstelligen. Bis zum Studienende türmt sich je nach Fach und Uni ein Schuldenberg von bis zu 40 Millionen Pesos, 60.000 Euro auf. Ein Alptraum für jeden Berufseinsteiger und seine gesamte Familie.

Felipe Andres (17) ist nur eines von vielen Opfern des chilenischen Bildungssystems. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie. Für ihn ist es bereits die achte Schulbesetzung, die er mitgemacht hat. Die längste Besetzung dauerte sieben Monate. Felipe repräsentiert eine Generation von Schülern, die sich radikalisiert hat. Sie ist wütend auf den Staat und die Politiker. Es ist eine furchtlose Generation, die ihr Land verändern möchte und die die Zeit der Diktatur, die ihre Eltern erlebt haben, nicht kennt. Sie ist wissbegierig und voller Energie und fürchtet sich nicht vor der Repression durch die Polizei.

Felix Schwarz – Buch,Regie und Ton

Felix Schwarz ist als Kind deutsch-peruanischer Eltern geboren in Tübingen geboren.Er studierte zuerst Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Grafikdesign und dann Filmregie an der Filmakademie Ludwigsburg mit Schwerpunkt Dokumentarfilm. „Allendes Enkel“ ist sein Diplomfilm, der in Kooperation mit dem SWR entstanden ist. Der Film ist im November 2013 fertig geworden und feierte 2014 auf 3Sat Deutschlandpremiere.