Dienstag, 29.04.2014 | 20 Uhr | Schlatterhaus (Österbergstr. 2), Kleiner Saal
Marica Frangakis (Wirtschaftswissenschaftlerin, Athen) im Gespräch mit und übersetzt aus dem Englischen von Lothar Letsche (DGB-Kreisverband Tübingen)
EU-Krise, Staatsschulden und Sparen: Bringt das was? Was sind die Folgen? Die griechische Erfahrung.
„Die Griechen haben wie andere Völker Südeuropas über ihre Verhältnisse gelebt und nicht genug gearbeitet. Wir Deutschen sind fleißiger und sollen jetzt ihre Schulden bezahlen. Sollen die Griechen doch sparen und mehr arbeiten.“
Solche Stammtischparolen hört man oft zur EU-Krise, zur Verschuldung der öffentlichen Haushalte und zur „Austeritätspolitik“ (= Einsparen sozialstaatlicher Ausgaben). Ausgegeben werden diese Parolen von PolitikerInnen und neoliberalen ÖkonomInnen – nicht nur in Deutschland. Jetzt „wird in Europa wieder Deutsch gesprochen“ sagt beispielsweise Volker Kauder, CDU, während Populisten aus der rechten Ecke aufgrund solcher nationalistisch aufgeladener Debatten im Vorfeld der EU-Wahlen überall in Europa stärker werden.
In Vergessenheit geraten sind wirtschaftswissenschaftliche Erkenntnisse über frühere Krisen und die katastrophalen Folgen von Austeritätspolitik in der deutschen Geschichte. Das wird heute von der Mehrheit der politischen Eliten bewusst unter den Teppich gekehrt. Ebenso, die wirklichen Gründe der Krise der EU. Auch die Folgen, die die massiven Sozialkürzungen, die Deregulierung und die Privatisierung öffentlichen Eigentums und öffentlicher Dienstleistungen für die Bevölkerung Griechenlands und anderer Länder der Eurozone haben, werden vernachlässigt.
Marica Frangakis vom Nicos-Poulanzas-Institut in Athen, Mitglied von ATTAC Hellas und der EuroMemo-Gruppe, stellt dar, wie die Krise entstand, wie sie sich konkret in Griechenland darstellt und wie die EU darauf reagiert. Sie informiert über die verheerenden Auswirkungen der Austeritätspolitik, die Griechenland und in der Folge allen europäischen Ländern aufgezwungen wird. Auch wenn die Anteile der griechischen PolitikerInnen deutlich werden, liegen die Ursachen der sogenannten „Schuldenkrise“ vor allem auch in der Wirtschaftspolitik der nordeuropäischen Länder und in den vorherrschenden Ideologien der aktuellen Wirtschaftswissenschaft. Die Wirtschaftswissenschaftwissenschaftlerin, die für mehrere griechische Banken tätig war, stellt Alternativen für ein neu verstandenes, soziales und demokratisches Europa zur Diskussion.
Marica Frangakis ist am diesjährigen gewerkschaftlichen ersten Mai in Tübingen ebenfalls die Hauptrednerin (Marktplatz 11 Uhr).
Eine Veranstaltung von Attac Tübingen, dem DGB-Kreisverband Tübingen, der IG Metall Reutlingen-Tübingen, der Interventionistischen Linken Tübingen, von ver.di medien tuebingen und dem ver.di Ortsverein Neckar-Alb